Geschäftsbericht 2020

Beschaffung und Produktion

  • Strategischer Fokus auf Steigerung der Effizienz und Flexibilität der Lieferkette
  • Fähigkeiten der Eigenproduktion in Izmir auf Casualwear ausgeweitet
  • Engere Zusammenarbeit mit Lieferanten durch weitere Digitalisierung

Die Beschaffung und Produktion hochwertiger Produkte ist maßgeblich, um den hohen Kundenanforderungen an Design, Tragekomfort, Passform und Langlebigkeit jederzeit gerecht zu werden. Neben der Sicherstellung und Umsetzung dieser Qualitätsmerkmale strebt HUGO BOSS stetig nach Best-in-Class-Lösungen zur weiteren Steigerung der Effizienz und Flexibilität seiner Lieferkette. Ein wesentliches Element ist dabei Schnelligkeit, um zeitnah auf veränderte Marktanforderungen reagieren und den Kundenwünschen noch besser entsprechen zu können. So ist es dem Unternehmen im Jahr 2020 erstmalig gelungen innerhalb von acht Wochen eine Kapselkollektion mit ausgewählten Casualwear-Styles zu entwickeln und auf die Verkaufsfläche zu bringen. Ermöglicht wurde dies vor allem durch die stärkere Nutzung digitaler Technologien in der Produktentwicklung sowie die gezielte Bevorratung von Komponenten und Stoffen für eine schnelle Produktion. Darüber hinaus wurde Ende des Jahres ein weiterer Schritt zur engeren Vernetzung des Unternehmens mit seinen Lieferanten unternommen. Für den effizienten und schnellen Austausch von Produktinformationen mit Lieferanten wurde eine digitale Plattform pilotiert, die bereits 2021 in den Regelbetrieb gehen soll.

Im Jahr 2020 hat der Konzern zudem seine interne Organisationsstruktur in der Entwicklung und Beschaffung verschlankt, das Lieferantenportfolio optimiert sowie die Digitalisierung seiner Prozesse weiter vorangetrieben. Die fortlaufende Optimierung der Beschaffungs- und Produktionsprozesse soll auch dazu führen in den nächsten Jahren Einsparungen bei den Umsatzkosten zu erzielen. Dafür spielt auch die weitere Komplexitätsreduzierung der BOSS und HUGO Kollektionen eine wichtige Rolle. Dies soll vor allem durch eine gezielte Verschlankung des Sortiments, eine Reduktion der Komponenten- und Materialkomplexität sowie eine teilweise Verlängerung der Produktlebenszyklen erreicht werden, wie etwa durch einen höheren Anteil sogenannter Never-out-of-Stock-Produkte. Konzernstrategie

Nach wertmäßiger Betrachtung wurden im Jahr 2020 17% des gesamten Beschaffungsvolumens in eigenen Produktionsstätten gefertigt (2019: 17%). Entsprechend entfielen 83 % auf Produkte, die von unabhängigen Lieferanten entweder in Lohnfertigung hergestellt oder als Handelsware bezogen wurden (2019: 83 %). Die Eigenfertigung soll auch dazu dienen, schnell und flexibel auf veränderte Kundenanforderungen reagieren zu können, sowie wichtiges Know-how zur Weiterentwicklung von Produktionstechnologien und Qualitätsstandards zu erlangen. Die vier eigenen Produktionsstätten befinden sich in Izmir (Türkei), Metzingen (Deutschland), Radom (Polen) und Morrovalle (Italien).

In Izmir, dem mit Abstand größten eigenen Produktionsstandort, werden vor allem Produkte der Formalwear wie Anzüge, Sakkos, Hemden und Mäntel sowie die Damenkonfektion gefertigt. Die in den vergangenen Jahren forcierte Transformation des Standorts hin zu einer „Smart Factory“ ist weitestgehend abgeschlossen. Damit zeichnet sich der Standort durch eine Vielzahl digitalisierter Prozesse und Abläufe aus. Der Fokus am Standort Izmir liegt fortan vor allem auf der weiteren Flexibilisierung der Fertigung, um neben der Formalwear künftig verstärkt Casualwear in Eigenproduktion herzustellen und den globalen Trend der Casualisierung damit noch besser ausschöpfen zu können. Im Jahr 2020 wurden deshalb bereits erste Casualwear-Styles der Produktgruppe Jersey, darunter Hosen und Jacken, in Izmir produziert. Am Produktionsstandort in Metzingen werden primär die maßgeschneiderten „BOSS Made to Measure“-Anzüge sowie Prototypen und Musterteile hergestellt. Mit Beginn der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 wurde die Produktion vorübergehend auf die Herstellung von Schutzmasken umgestellt, die anschließend an öffentliche Einrichtungen gespendet wurden. In Radom und Morrovalle werden vor allem Business-Schuhe und Sneaker hergestellt.

HUGO BOSS legt großen Wert auf eine sorgfältige Lieferantenauswahl und den Aufbau langfristiger strategischer Partnerschaften. Dabei spielen neben ökonomischen Kriterien auch soziale und ökologische Aspekte eine essentielle Rolle. Grundlage der Zusammenarbeit bilden die Achtung der Menschenrechte, die Einhaltung geltender Arbeitsstandards sowie die Themen Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit. Ein wichtiges Rahmenwerk für die Gestaltung der Geschäftsaktivitäten bildet dabei der HUGO BOSS Lieferantenverhaltenskodex, der die Grundlage für Lieferantenbeziehungen darstellt. Das Unternehmen überprüft die Einhaltung des Kodex in Form regelmäßiger Audits in den Produktionsstätten und unterstützt seine Lieferanten mit themenspezifischen Trainings. Zugleich beteiligt sich das Unternehmen an der Weiterentwicklung internationaler Standards und übernimmt eine aktive Rolle in externen Kooperationen zur Gestaltung nachhaltiger textiler Lieferketten. Zusammengefasste nichtfinanzielle Erklärung, Achtung der Menschenrechte

Für eine exzellente Verarbeitungsqualität und die optimale Warenverfügbarkeit seiner Produkte arbeitet HUGO BOSS mit einem Netzwerk aus erfahrenen und spezialisierten Zulieferbetrieben zusammen. Im Geschäftsjahr 2020 ist die Anzahl der Zulieferbetriebe im Zuge der kontinuierlichen Optimierung des Lieferanteportfolios weiter gesunken. So bezog HUGO BOSS Fertigwaren von insgesamt 156 externen Zulieferbetrieben (2019: 171), die in 185 Produktionsstätten fertigten (2019: 198). Rohware bezog das Unternehmen von 315 externen Zulieferern (2019: 309), die in 338 Produktionsstätten fertigten (2019: 325).

Der Anstieg des Beschaffungsvolumens in Asien resultierte aus dem im Vergleich zum Vorjahr weiter gestiegenen Anteil von Casual- und Athleisurewear im Produktmix, die vorwiegend als Handelsware bezogen werden. Innerhalb Asiens ist China der mit Abstand bedeutendste Beschaffungsmarkt und steht für rund 20% des globalen Beschaffungs- und Produktionsvolumens. Unverändert zum Vorjahr, entfällt innerhalb Osteuropas mit 23% des globalen Beschaffungs- und Produktionsvolumens der Großteil auf die Türkei. Der eigene Produktionsstandort in Izmir macht dabei rund 13 % des globalen Beschaffungs- und Produktionsvolumens aus.

Bei den von HUGO BOSS bezogenen Stoffen und Zutaten handelt es sich hauptsächlich um Oberstoffe sowie Innenfutter, Knöpfe, Garne und Reißverschlüsse. Für die in Lohnfertigung hergestellten Produkte stellt HUGO BOSS den Lieferanten diese samt den benötigten Schnittmustern zur Verfügung. Die hauptsächlich in Osteuropa ansässigen Lieferanten fertigen überwiegend Produkte der Formalwear, die ein hohes Maß an Fertigungskompetenz und technischer Ausstattung voraussetzen. Unter Einbezug der eigenen Produktionsstätten lag der Anteil der Lohnfertigung am Beschaffungsvolumen mit 32 % unter dem Vorjahresniveau (2019: 36 %) und reflektiert damit die insgesamt rückläufige Nachfrage nach Formalwear im Zuge der COVID-19-Pandemie. Im Bereich der Handelsware bezieht der Konzern vor allem Produkte für die Casual- und Athleisurewear. Während den Lieferanten dabei die jeweiligen Schnittmuster zur Verfügung gestellt werden, beschaffen sie die benötigten Oberstoffe und Zutaten hingegen eigenständig. Der Anteil der Handelsware am Beschaffungsvolumen lag aufgrund des im Vergleich zum Vorjahr weiter gestiegenen Anteils von Casual- und Athleisurewear im Produktmix mit 68 % über dem Vorjahresniveau (2019: 64 %).

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