Geschäftsbericht 2020

Bedeutende externe Risiken

HUGO BOSS unterliegt einer Vielzahl externer Risiken, im Wesentlichen im Zusammenhang mit gesamtwirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, Umwelt- und Gesundheitsaspekten sowie dem Wettbewerb.

Gesamtwirtschaftliche Risiken

Als global agierendes Unternehmen ist HUGO BOSS gesamtwirtschaftlichen Risiken hinsichtlich der globalen Konjunkturentwicklung ausgesetzt. So geht ein konjunktureller Abschwung in der Regel mit einer rückläufigen Nachfrage nach Premium- und Luxusgütern einher, was sich negativ auf die Umsatz- und Ergebnisentwicklung des Konzerns auswirken kann. Konjunkturell bedingte Effekte können dabei sowohl global als auch regional begrenzt auftreten und sich gegenseitig beeinflussen.

Um die Auswirkungen konjunktureller Schwankungen zu reduzieren, strebt HUGO BOSS nach einer ausgewogenen regionalen Umsatzverteilung. Der Konzern beobachtet fortlaufend das gesamtwirtschaftliche wie auch das Branchenumfeld, um Risiken frühzeitig zu erkennen und entsprechend schnell reagieren zu können. Zudem erfolgt eine regelmäßige Analyse interner Frühindikatoren, die eine Prognose der Auswirkungen möglicher gesamtwirtschaftlicher Risiken erlauben. Unternehmenssteuerung

Zu den möglichen Reaktionen auf einen konjunkturbedingten Nachfragerückgang zählen eine Reduzierung der Produktions- und Beschaffungsaktivität, ein strikteres Management des kurzfristigen operativen Nettovermögens, eine verstärkte Kostenkontrolle sowie Preisanpassungen.

Für das Jahr 2021 rechnet der IWF in seiner Publikation vom 20. Januar 2021 mit einer spürbaren Erholung der Weltwirtschaft von der durch COVID-19 verursachten Rezession im Jahr 2020. Dieser Ausblick basiert vor allem auf der Annahme einer umfassenden Impfstoffverfügbarkeit in den Industrieländern und wichtigen Schwellenländern bis spätestens Sommer 2021. Gleichzeitig sind die damit verbundenen Risiken und Unsicherheiten weiterhin groß. So ist es aktuell nur schwer vorherzusagen, inwiefern die weitere Entwicklung der Pandemie – etwa hinsichtlich erneuter Infektionswellen und Lockdowns oder aber möglicher Virusmutationen – die Weltwirtschaft im Jahresverlauf letztlich beeinflussen wird. Darüber hinaus sind etwaige Fortschritte bei der medizinischen Behandlung von COVID-19, die globale Verfügbarkeit und Wirksamkeit des Impfstoffs oder eine etwaige Verbesserung des Konsumklimas und deren jeweilige Auswirkung auf die erwartete wirtschaftliche Erholung derzeit äußerst schwer vorherzusehen.

Die potenziell negative Auswirkung gesamtwirtschaftlicher Entwicklungen auf die Umsatz- und Ergebnisentwicklung des Konzerns kann im Jahr 2021 grundsätzlich hoch sein. Die Eintrittswahrscheinlichkeit schätzt das Management dabei als wahrscheinlich ein.  Prognosebericht, Risikobericht, Umwelt- und Gesundheitsrisiken

Politische und gesellschaftliche Risiken

HUGO BOSS ist aufgrund seiner internationalen Geschäftstätigkeit politischen und gesellschaftlichen Risiken ausgesetzt. So können sich beispielsweise Änderungen des politischen und regulatorischen Umfelds, geopolitische Spannungen, militärische Auseinandersetzungen, Regierungswechsel oder terroristische Anschläge negativ auf das Konsumklima auswirken.

Für das Jahr 2021 ist nicht zu erwarten, dass sich die weltweiten Unsicherheiten im Kontext politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen reduzieren werden. So stellen beispielsweise die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten oder in Hongkong, eine Eskalation handelspolitischer Konflikte wie der zwischen den USA und China oder aber die anhaltende Gefahr terroristischer Anschläge bedeutsame Risiken für die Premium- und Luxusgüterbranche und damit auch für die Geschäftsentwicklung des Konzerns dar.

Auch im Zusammenhang mit dem Brexit verbleiben Unsicherheiten. Der in diesem Zuge erfolgten Erhebung von Einfuhrzöllen ist das Unternehmen mit einer moderaten Erhöhung seiner Verkaufspreise zum 1. Januar 2021 begegnet. Die angepasste Preisstruktur soll die Positionierung des Unternehmens im oberen Premiumsegment auch zukünftig sicherstellen und orientiert sich dabei auch an der Preisstruktur relevanter Wettbewerber. Grundsätzlich besteht das Risiko, dass bei einem etwaigen konjunkturell bedingten Nachfragerückgang infolge des Brexits die angepassten Preise nicht in dem vom Unternehmen beabsichtigten Maße durchgesetzt werden können. Dies würde sich letzten Endes negativ auf die Umsatz- und Ergebnisentwicklung des Konzerns auswirken. Das Management schätzt die im Zusammenhang mit dem Brexit verbleibenden Risiken für das Jahr 2021 jedoch als unwahrscheinlich bei gleichzeitig wesentlichem Ausmaß ein.

Aufgrund seiner voraussichtlich weiterhin steigenden Bedeutung bewertet HUGO BOSS das Risiko, das sich aus politischen und gesellschaftlichen Veränderungen ergibt, als ein „emerging risk“. So ergeben sich strategische Fragestellungen beispielsweise aus dem Einfluss demografischer Entwicklungen auf das Konsumentenverhalten und die Lieferkette. Dies offenbart die Verzahnung des gesellschaftlichen Risikos mit den branchen- sowie den lieferanten- und beschaffungsmarktbezogenen Risiken. Im Rahmen der Bewertung und Steuerung des Risikos arbeiten Risikoexperten und Risikoverantwortliche im Konzern interdisziplinär an der fortwährenden Analyse und Überwachung aktueller politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen und ihres Einflusses auf die eigene Geschäftstätigkeit. Das zentrale Risikomanagement koordiniert und unterstützt diesen Prozess.

Mittels seines weltweiten Vertriebs in über 120 Ländern will der Konzern für eine natürliche Absicherung gegen unvorteilhafte Entwicklungen in einzelnen Ländern oder Regionen sorgen. Unerwartete Entwicklungen in wichtigen Absatzmärkten können grundsätzlich zu hohen finanziellen Auswirkungen führen. Das Management stuft die Wahrscheinlichkeit dieses Risikos als möglich ein.

Umwelt- und Gesundheitsrisiken

Die global ausgerichtete Wertschöpfungskette des HUGO BOSS Konzerns unterliegt Umwelt- und Gesundheitsrisiken, die sich aus Pandemien, Umwelt- und Naturkatastrophen sowie den Folgen des Klimawandels ergeben können.

Mit dem weiteren Verlauf der COVID-19-Pandemie sind für HUGO BOSS auch im Jahr 2021 wesentliche Risiken verbunden. Die zum Zeitpunkt der Aufstellung dieses Berichts vorherrschenden wesentlichen Unsicherheiten beziehen sich dabei vor allem auf die Dauer der Pandemie – dazu gehören mögliche zusätzliche Infektionswellen, Verzögerungen bei der Impfstoffverteilung oder auch Virusmutationen – und die negativen Folgen der unterschiedlichen Einschränkungen des öffentlichen Lebens, allen voran der globalen Lockdown-Maßnahmen. In Bezug auf letztere besteht das wesentliche Risiko, dass die zu Beginn des Jahres vor allem in Europa implementierten Lockdowns samt temporären Geschäftsschließungen länger andauern als angenommen oder aber es im Laufe des Jahres zu weiteren, aktuell noch nicht abzusehenden umfangreichen Lockdowns und temporären Geschäftsschließungen in für HUGO BOSS wichtigen Märkten kommt. Daneben besteht das wesentliche Risiko, dass eine langsamer als erwartete Verbesserung des Konsumklimas oder aber ein Aufrechterhalten der internationalen Reisebeschränkungen über den Sommer hinweg die für den Jahresverlauf erwartete sukzessive Erholung deutlich verlangsamen oder sogar gänzlich zum Erliegen bringen könnte. Der Eintritt der beschriebenen Risiken würde sich, neben entgangenen Umsatzchancen, schlussendlich auch deutlich negativ auf die Profitabilität und den Cashflow des Konzerns auswirken.

Darüber hinaus bestehen im Zusammenhang mit der Pandemie grundsätzlich lieferanten- und beschaffungsmarktbezogene Risiken. So besteht etwa die Möglichkeit, dass im Falle einer erneuten Verschärfung der Situation in für den Konzern wichtigen Beschaffungsmärkten die Produktion einzelner oder mehrerer Lieferanten zeitweise ausfällt. Dies könnte zu Verwerfungen in der Wertschöpfungskette des Konzerns und somit zu zusätzlichen Umsatzrisiken führen. Auch wenn weder im Geschäftsjahr 2020 noch zum Zeitpunkt der Aufstellung des Berichts signifikante Auswirkungen auf die Lieferkette des Konzerns zu beobachten waren, befindet sich das Unternehmen auch weiterhin in einem engen Austausch mit seinen Partnern, um bestmöglich auf eventuelle Einschränkungen vorbereitet zu sein.

HUGO BOSS hat verschiedene Task Forces und Krisenteams eingerichtet, um die unterschiedlichen Auswirkungen von COVID-19 sorgfältig zu überwachen und abzumildern, wobei der Schwerpunkt auf der Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter sowie der Geschäftskontinuität liegt. Auf Konzernebene arbeitet ein interdisziplinäres Corona-Krisenteam, das den Pandemieverlauf sehr genau beobachtet und sämtliche Maßnahmen des Konzerns zum Schutz seiner Mitarbeiter umfassend koordiniert. Zudem findet seit Beginn der Pandemie im Rahmen der Unternehmenssteuerung ein besonders enger und regelmäßiger Austausch zwischen Vorstand, Konzerncontrolling sowie dem Management der Zentralbereiche und der Konzerngesellschaften statt. Unternehmenssteuerung

In Summe schätzt das Management die über die in den Aussagen des Kapitels „Prognosebericht“ zum Jahr 2021 bereits berücksichtigten finanziellen Auswirkungen hinausgehenden Risiken als grundsätzlich möglich ein. Der Einfluss auf die Ergebnisentwicklung wird dabei als hoch eingestuft. Prognosebericht, Bedeutende operative Risiken

Aus dem Klimawandel resultierende Risiken, wie eine zunehmende Wasserknappheit, werden für das Geschäftsjahr 2021 als unwahrscheinlich und mit einem geringen möglichen Schaden eingestuft. Zukünftig könnte dieses Risiko für HUGO BOSS jedoch an Bedeutung gewinnen. So besteht langfristig das Risiko, dass eine zunehmende Wasserknappheit zu negativen Folgen für den Anbau von Baumwolle und damit zu Einschränkungen in der Verfügbarkeit von Baumwollfasern und folglich höheren Materialkosten führen kann. Baumwolle ist das bei den Produkten des Unternehmens mit Abstand am meisten eingesetzte Material.

Um bei Eintritt von Umwelt- und Naturkatastrophen zeitnah und angemessen reagieren zu können, existiert bei HUGO BOSS ein zentrales Notfallmanagementsystem. Dessen Ablauforganisation bündelt die zur Bewältigung von Notfällen benötigten bereichsübergreifenden Kompetenzen und soll eine effiziente Koordination mit klaren Entscheidungswegen sicherstellen. In Summe geht das Management für das Jahr 2021 von möglichen hohen Auswirkungen der Umwelt- und Gesundheitsrisiken auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns aus.

Wettbewerbsrisiken

Das Wettbewerbsumfeld von HUGO BOSS ist grundsätzlich von hoher Dynamik gekennzeichnet. Veränderungen im Wettbewerbsumfeld können dabei den Unternehmenserfolg insbesondere mittel- bis langfristig beeinflussen. So steht HUGO BOSS einerseits mit bekannten Bekleidungsherstellern des gehobenen Premiumsegments im direkten Wettbewerb um Kunden, aber etwa auch um Produktionskapazitäten, Einzelhandelsstandorte in bevorzugten Lagen sowie Markenbotschafter. Darüber hinaus konkurrieren BOSS und HUGO zunehmend im äußerst wettbewerbsintensiven Casualwear-Segment mit einer Vielzahl globaler wie auch regionaler Marken mit starkem Casual- und Streetwear-Bezug um die Gunst vor allem jüngerer Käuferschichten. Dabei kann der intensive Wettbewerb um Kunden grundsätzlich zu schädlichem Wettbewerbsverhalten, wie etwa einer anhaltend hohen Rabattintensität, führen. Aggressives Wettbewerbsverhalten könnte außerdem höhere Marketingkosten nach sich ziehen, was wiederum der Profitabilität sowie der Marktposition des Unternehmens schaden kann.

Das Unternehmen ist überzeugt, dass die weitere Steigerung der Begehrlichkeit seiner beiden Marken BOSS und HUGO den wichtigsten Faktor für den langfristigen Erfolg des Unternehmens darstellt. Sämtliche strategischen Initiativen sind daher darauf ausgerichtet, die Markenbegehrlichkeit nachhaltig zu steigern. Dabei stellt HUGO BOSS den Kunden und dessen Bedürfnisse stets in den Mittelpunkt seines Handelns. Aus Markensicht besteht das Hauptziel des Konzerns darin, die Attraktivität und Bekanntheit von BOSS und HUGO langfristig deutlich zu erhöhen. Aus Vertriebssicht geht es dem Unternehmen vor allem darum, seine in den letzten Jahren entwickelten Omnichannel-Kapazitäten voll auszuschöpfen und sämtliche Kunden-Touchpoints zu einem nahtlosen, konsistenten Kundenerlebnis zu verknüpfen. Auch wenn sich HUGO BOSS im internationalen Wettbewerb grundsätzlich sehr gut aufgestellt sieht, so sind die diesbezüglich als möglich erachteten Risiken dennoch mit wesentlichen finanziellen Auswirkungen verbunden. Konzernstrategie

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